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    Hofbuch

    Das Hof- oder Anschreibebuch des Schulzen Bisping zu Nordwalde

    Dieses Dokument war bis vor kurzem im Besitz des Heimatvereins Nordwalde. Es ist im April 2019 an das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Westfalen in Münster übertragen worden, um den Erhalt des Buches durch die Konservierungs- und Lagerungsbedingungen dieses Archivs zu gewährleisten.

    Es ist eine Art privates Rechnungs- und Notizbuch, das in der Fachsprache ‚Anschreibebuch‘ genannt wird. Im Allgemeinen hat sich jedoch der Begriff ‚Hofbuch‘ eingebürgert; daher wurden bei einer Ausstellung, in der es Ende 2018/Anfang 2019 auf dem Bispinghof in Nordwalde präsentiert worden ist, beide Begriffe verwendet.

    Der Berichtszeitraum erstreckt sich von 1692 bis 1785. Das Buch besteht aus 102 Papier-Blättern (also 204 Seiten) im Format 20,3 (H) x 16,5 cm (B). Auf vielen Seiten sind deutliche Gebrauchsspuren festzustellen (Tintenkleckse, Wasserspuren, verblasste Zeilen, Durchstreichungen).
    Die Eintragungen in deutscher Schrift und mit schwarzer Tinte stehen in chronologischer Abfolge, meist mit einem neuen Jahr auf einer neuen Seite beginnend.

    Zu Beginn enthält das Buch noch vermischte Notizen, neben den Berichten über Wetterereignisse auch über Baumaßnahmen am Brauhaus, den Schweineställen und den Mühlen. Besonders für die Reparaturen der Windmühlen zog der Schulze Bisping Fachleute heran, die mit Namen und Herkunftsort genannt sind (Altenberge, Horstmar, Steinfurt).

    Ab dem Beginn des 18. Jahrhunderts ändert sich die Art der Eintragungen. Wiederum chronologisch und dann nach Personen geordnet sind zum größten Teil nur noch Heuerlings-Angelegenheiten notiert. Angegeben sind die Namen der Heuerlinge (Kötter), die Vertragszeiten, die jährlichen Zahlungen und manchmal auch andere Verpflichtungen. Im hinteren Teil des Buches – die Blätter 60 bis 87 sind nicht beschriftet – sind, wiederum nach Personen geordnet, die ausgeliehenen Kapitalien notiert, mit den Bedingungen dieser Geldgeschäfte und den Zinszahlungen. Eine Seite enthält ausschließlich private Ereignisse der Schulzen-Familie mit Heirats- und Todesnachrichten. Und am Ende des Buches befinden sich medizinische Behandlungsanweisungen für Mensch und Tier, darunter eines zu Anwendungen bei Wasserkrebs / Mundfäule (Noma) und ein anderes gegen geschwollene Beine bei Pferden.

    Zur Veranschaulichung steht hier ein Foto des Blattes 8-Rückseite mit Textübersetzung; diese Seite diente auch bei der genannten Ausstellung als Beispiel für den Inhalt des Hof- oder Anschreibebuches.

    Übersetzung des Textes:

    Im Jahr 1698 ist ein langer Winter gewesen, weswegen man nicht früh hat anbauen können, erst ungefähr 14 Tage nach St. Gertrudis (17. März). Darauf folgte ein durchgehend nasses und kaltes Wetter, sodass wir das Vieh nicht eher in unseren Kleikamp haben bringen können  als am 17. Mai. Die Milchkühe wurden erst am 22. Mai auf die Weide gebracht. Und es hat am 26. und 27. Mai beide Tage geregnet, so dass eine große Flut entstanden ist. Und dazu ist noch der Preis des Getreides stark angestiegen. Der Weizen hat sogar 22 Schillinge gegolten, der im letzten Winter nicht mehr als fünf Blamüser oder  17 Schilling gegolten hat. Schlechter Roggen oder  Winterkorn ist sogar zu 23 Schillingen verkauft worden.
    Im Jahr 1698, im Juli, haben wir vor unserem Schmiedekamp und Rodde neue Schlagbäume anbringen lassen, welches von Johann Doemer und Claus Witting erledigt worden ist.
    Das Jahr 1698 ist ein so kümmerliches Jahr gewesen,
    dass der Scheffel Roggen in Münster 23 Schillinge gekostet hat, sechs Malter Weizen 11 Reichstaler, 14 Schillinge guter Weizen, und der Malter Saatweizen hat 15 Reichstaler gekostet. Für diesen Preis habe ich ihn selbst gekauft. Und der Malter Saatroggen gern  12 Reichstaler und 24 Schillinge. Und sind die Sommerfrüchte wie Gerste erst spät geerntet worden; Althaus, Gudorp und viele mehr haben die Gerste zu Allerheiligen (1. November) noch nicht eingefahren gehabt. Wir aber haben sie 1698 - Deo sint laudes [Gott sei gedankt!] - schon am 11. Oktober nach Haus gebracht.

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